Zweifel und Krisen

Du bist müde und selbst die wohlwollendsten Freunde haben es aufgegeben, Dich zurück auf den Pfad der Vernunft zu führen. Wahrscheinlich möchtest Du einschlafen – endlich wieder schlafen, aber auch das hilft nicht, denn Du weisst, dass Du unweigerlich wieder aufwachen wirst.

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Portrait von Rainer Grunert in der Natur, sein Blick schweift in die Ferne

Du wachst auf und reibst dir den Schlaf aus den Augen – die Erinnerungen an deine letzten Träume fühlen sich noch real an, fast so, als wären sie die Wirklichkeit gewesen. Doch du weißt: Es waren nur Träume.

Gerade erst erwacht, begegnest du Menschen – Menschen aus deinen Träumen.
Sie gehen ihren Geschäften nach, feiern und trauern. Meist sind sie in Eile, nicht unbedingt schlecht gelaunt, doch glücklich wirken sie auch nicht.

Wache ich oder träume ich? 8

Woher weisst du, dass du nicht wieder eingeschlafen bist und deinen Traum fortsetzt?
Du weisst es nicht – doch etwas fühlt sich anders an. Du beobachtest die Menschen, und auch dich selbst.

Im Gegensatz zum Traum verstehst du nicht mehr, woher die Eile kommt und warum diese Menschen die Welt so ernst nehmen. Du trittst in Kontakt, stellst Fragen, und wohlmeinende Freunde erklären dir, dass das Leben ernst und gefährlich sei. Sie verstehen nicht, wie du zwischen Traumwelt und Erwachen unterscheidest – schliesslich muss doch jeder essen und seine Rechnungen bezahlen.

Du stimmst zu, wohl wissend, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Du nickst, weil du keine Antwort hast – sie haben ja Recht. Wahrscheinlich bist du der Träumer.

Und doch spürst du, dass mit dieser Welt etwas nicht stimmt. Sie wird dir fremd, denn eines weisst du sicher: Du schläfst nicht mehr.

Du siehst klar, dass dieses Spiel der Erscheinungen nichts anderes ist als eine Welt aus Bildern, Konzepten und Geschichten, die sich verselbständigt haben – leer, sobald man sie durchschaut.

Du suchst die Wahrheit – doch was ist Wahrheit, und wen interessiert sie schon?

Du weisst genau, dass du nicht geisteskrank bist. So klar wie jetzt hast du nie gesehen, und du bist dir sicher: Am Spiel der Traumwelt kannst du nicht mehr teilnehmen.

Das Spiel ist aus

In manchen Momenten zieht es dich hinein.
Und selbst wenn du dich aufrichtig bemühst, mitzuspielen – vielleicht über Monate, vielleicht über Jahre – wusstest du doch schon nach wenigen Minuten: Es ist ein Spiel. Ein falsches Spiel. Wie bei den Hütchenspielern, die sofort erkennen, wenn deine Aufmerksamkeit für einen Augenblick nachlässt – und genau dann zuschlagen.

Du bist müde – so müde.
Selbst deine liebsten Freunde können dich nicht mehr zurück auf den Weg der Vernunft bringen.
Du willst nur schlafen, dem Schmerz entkommen.
Doch du weißt: Du wirst wieder aufwachen – und die Angst bleibt.

Du fühlst dich allein.
Du schleppst dich durch den Alltag, bemühst dich, die Anforderungen der Traumwelt irgendwie zu erfüllen – und weisst doch längst: So geht es nicht mehr lange weiter.

Was lässt dich vergessen, dass du mit allem verbunden bist?

Was hast du in der Traumwelt versäumt, das dich so sehr zurück in den Schlaf zieht?